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Die Foundation Maine Coons

Was sind Foundations? Wofür braucht man sie? Wo kommen sie her?

In der Katzenzucht gibt es immer wieder Trends, die einem momentanen Bedürfnis oder einer Geschmacksrichtung nachgeben. Vorlieben für seltene Farben oder besondere Eigenschaften lenken die Aktivitäten der Züchter in ganz bestimmte Richtungen. Nicht immer ist das zum Vorteil der Rasse im allgemeinen oder des Individuums Katze im besonderen.

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Als sich die ersten Siedler an der Nordostküste Amerikas nieder liessen und die ersten Katzen ins Land brachten, dachte wohl niemand daran, daraus eine Rasse zu machen. Sie waren einfach da, fingen Mäuse, Ratten und anderes Getier und taten, was Katzen für gewöhnlich tun: sie vermehrten sich. Seeleute brachten ebenfalls allerhand Getier von ihren Reisen mit und verschenkten die Tiere innerhalb ihrer Familien. Dies ist wohl der wahrscheinlichste Weg, wie Langhaarkatzen auf den Kontinent gelangten. Die Langhaarkatzen verpaarten sich mit den einheimischen Katzen und bald fanden sich auch in "gewöhnlichen" Würfen langhaarige Kätzchen. Sehr schnell fanden die Siedler heraus, dass diese Katzen mit dem rauhen Klima des Nordostens viel besser zu Rande kamen als die kurzhaarigen Katzen. Man begann Wert darauf zu legen, dass man in seinem Haus, auf seinem Hof, nur langhaarige Katzen hielt. Der Grundstein für die heutige Maine Coon war gelegt. Weder machte sich jemand Gedanken um einen Genpool, noch zerbrach man sich den Kopf über Inzucht. Die Katzen durften sich nach Lust und Laune verpaaren, man achtete nur darauf, dass sie alle langhaarig waren. In dem Buch "Book of the Cat", das 1903 erschien, schreibt eine Mrs. F.R. Pierce, dass sie schon als Kind "...eine jener Langhaarkatzen, die man Maine-Katzen nannte..." besass. Diese Bemerkung zeigt, dass zu jener Zeit (etwa 1850) die langhaarige Maine-Katze im Gedankengut der Bevölkerung Maines als "Rasse" bereits fest verankert war. Es sollte jedoch noch weitere 100 Jahre dauern, bis 1955 die Maine-Katze als "Maine Coon" wiederentdeckt und für Katzenzüchter interessant wurde.

 

Der Grundgedanke in jeder Zucht ist die Reinerbigkeit. "Rasse" wird nur erzielt, wenn man den Einfluss der Hybridisation ausschliesst. Der Unterschied zwischen Natur- und Zuchtrasse ist der, dass frei gezeugte Lebewesen durch die unterschiedlichen Gene (Hybridisierung) robust und widerstandsfähig sind und über eine sehr hohe Immunkraft verfügen. Zucht jedoch versucht, durch Reinerbigkeit (Homogenisierung) bestimmte äusserliche Merkmale rassetypisch zu machen. Dies erzielt man jedoch nur durch Inzucht (Linienzucht). Indem man verwandte Tiere, die die gleichen Gene tragen, mit einander verpaart, werden diese Gene reinerbig. Je mehr reinerbige Gene ein Tier hat, desto rassetypischer wird es - und desto schwächer wird sein natürliches Immunsystem. Aus der ursprünglich robusten, widerstandsfähigen Rasse wird ein empfindliches, krankheitsanfälliges Lebewesen. Vieles, was unsere Katzen heute an Gesundheitsmängeln aufweisen, ist nicht nur zufällig oder umweltbedingt....

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50 Jahre sind vergangen, seit das Augenmerk der Katzenzüchterszene wieder auf die naturbelassene Maine Coon fiel, die sich so grundsätzlich von den durchgezüchteten Rassen unterschied. 50 Jahre, in denen man versuchte, mit der altbewährten Praktik der Inzucht eine Katze zu kreieren, die einem Klischeebild entspricht, mit der ursprünglichen Trägerin dieses Namens jedoch nicht mehr viel Ähnlichkeit hat.

 

Aha... Foundations...! Was bitte?

 

Etwas verwirrend, dieses Wort "Foundation", nicht wahr? Wir wollen es mal vereinfachen: "Foundation", engl.: Gründung. Am Anfang der Maine Coon als Rasse standen verschiedene Foundation-Tiere. Das sind jene Tiere, auf denen unsere gesamte Rasse seit ihrer Anerkennung bei den verschiedenen Dachverbänden gegründet ist. Durch die Bestrebungen, der Rasse ein einheitliches Aussehen zu geben, wurden einige der Foundation-Tiere im übersteigerten Ausmass für die Zucht eingesetzt. Das endete damit, dass heutzutage alle unsere in der Zucht verwendeten Maine Coons zum grössten Teil auf nur 5 verschiedenen Tieren basieren. Man stelle sich vor: Hunderttausende von Maine Coons über den gesamten Erdball gehen auf nur FÜNF verschiedene Tiere zurück! Was dieser Umstand für den Genpool (die Gesamtheit der genetischen Veranlagungen der in der Zucht befindlichen Tiere einer Rasse) bedeutet, kann man sich vorstellen. Je reinerbiger eine Rasse wird, desto kleiner wird ihr Genpool, und je kleiner der Genpool wird, desto grösser wird die gesundheitliche Anfälligkeit der Katze durch das Absinken der körpereigenen Abwehrkraft. Als die Auswirkungen des zu eng gewordenen Genpools immer klarer zutage traten, entschlossen sich einige Züchter, den grossen Schritt zu wagen und neue Foundations in die bestehenden Linien einzukreuzen, um die genetische Vielfalt anzuheben und eine Verbesserung der Immunkraft zu erzielen. Foundation-Tiere des ursprünglichen Maine Coon Typs finden sich immer noch auf den Bauernhöfen des amerikanischen Nordostens. Es kostet sehr viel Zeit, Geld und Mühe, diese Tiere ausfindig zu machen.

 

Gegenwärtig gibt es nur ganz wenige Foundation-Züchter in Nordamerika. Sie folgen nicht immer den gleichen Zuchtpraktiken, aber die meisten von ihnen haben ein grosses gemeinsames Ziel: sie arbeiten hart um auf einer kontinuierlichen Basis wertvollen Outcross für die Rasse zu kreieren. (Outcross ist ein Zuchtausdruck, mit dem das Einbringen von neuen, völlig unverwandten Linien in bestehende, bereits sehr eng gezogene Linien zur Verbesserung der genetischen Vielfalt und Anhebung der Immunkraft bezeichnet wird). Wir können von Glück reden, dass die Zuchtbücher für Maine Coon Foundations in der ACA (American Cat Association) noch immer offen sind. Das erlaubt uns, die effektive Population unserer Rasse zu erweitern - ein sehr wichtiger Vorgang im Kampf gegen immunbezogene und genetische Probleme. Foundation Katzen der ersten Generationen sehen oft nicht besonders aus und benötigen noch einige Festigung in Typ und Grösse - was leider nicht viel Erfolg für die Cattery bedeutet. Es gibt nur wenige Leute, die auf diesen Erfolg pfeifen und ihre Foundation-Projekte zum Segen der Rasse zur öffentlichen Angelegenheit machen.

 

Also was ist jetzt eine F1, F2 oder F3 usw. ?

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Eine F1 ist eine Maine Coon Foundation Katze der ersten Generation. Diese Katze könnte in der Wildnis gefunden worden sein, sie könnte von einer Farm oder einem privaten Haushalt stammen. Kein Elternteil oder nur einer ist bekannt und registriert.
Eine F2 ist eine Maine Coon Foundation Katze der zweiten Generation, bei welcher beide Elternteile bekannt und registriert sind.
Eine F3 ist demnach eine Maine Coon Foundation Katze der dritten Generation, bei der beide Eltern und beide Großeltern bekannt und registriert sind.
Eine F4 ist dann vierte Generation, und so weiter, und so fort...


Die Bezeichnung F1 usw. ist jedoch nicht mit den Mendel'schen Regeln zu verwechseln, Katzenregistraturen folgen ihrer eigenen Logik. Bei Mendel heisst F 1 "Filialgeneration", also 1. Generation nach der Parental-Generation, welche die Gründungstiere einer Linie sind. Also ist bei Mendel eine F 1 bereits eine Folge-Generation, während in den Katzenregistraturen das F 1 "Foundationgeneration 1" heisst und die ersten in einem Zuchtbuch registrierten Tiere einer Blutlinie bezeichnen.
Ein grosses Verwirrspiel ist auch das Lesen der Stammbäume von Foundations, soferne sie von deutschsprachigen Vereinen ausgestellt wurden. Die ACA (American Cat Association) ist der einzige Dachverband, dessen Zuchtbücher für Maine Coon Foundations noch offen ist, d.h., wo Foundation-Katzen der 1. Generation (mit unbekannten Eltern) registriert werden können. Dem allgemeinen Trend folgend, werden nun von deutschen Vereinen (meistens verbandsunabhängige) die Stammbäume der ACA übernommen. Aber - es wäre nicht unser altes Europa, wenn wir nicht diese sehr nüchternen Stammbäume etwas "schönen" würden. Die ACA schreibt in ihren Stammbäumen sachlich und wahrheitsgetreu bei der Elterngeneration eines F-1 Tieres "unknown" - Eltern unbekannt. Was aber macht ein Stammbaum her, in dem in der dritten Generation vielleicht "Eltern unbekannt" steht? Also sann man auf eine bessere, vornehmere, elegantere Ausdrucksform. Und so finden wir, je nach Verein und Erfindungsgabe des jeweiligen Zuchtbuches heute in den diversen Stammbäumen folgende Ursprungsangaben: "Foundation", "Wildstock", oder "Eastern Stock". Lassen Sie sich nicht verwirren, das ist nicht eine neue Hierarchie der Adelsstände. Es bedeutet alles das Gleiche: die Eltern dieses Tieres sind unbekannt. Der Begriff "Eastern Stock" sollte nur hervorheben, dass die Katze aus dem Nordosten der USA stammt.

 

Hier in Europa haben wir nicht viel Gelegenheit, Katzen der F-1-Generation zur Zucht zu verwenden, es sei denn, man hat vertrauenswürdige Freunde in Amerika, die sich für den europäischen Züchter auf die Suche nach rassetypischen Katzen machen. Auch ist es für den europäischen Züchter nicht leicht, ein Foundationprojekt nutzbringend aufzubauen. Nach jahrelangem Ringen mit der Lobby der sogenannten "Showlinien-Züchter" hat sich der Gedanke des Einbringens frischen Blutes in die bestehenden Linien bei vielen Züchtern festgesetzt und es liess sich nicht verhindern, dass sich das Einkreuzen von Foundations der etwas höheren Generationen (F 3 bis F 5) zum Modegag entwickelte. Nicht jeder Züchter, der verkündet, Foundations einzukreuzen oder einkreuzen zu wollen, tut es wirklich oder tut es sinnvoll. Was nützt das Einkreuzen einer einzigen Foundation in eine bereits stark ingezüchtete Linie, wenn man dann auf die Nachkommen solcher Verpaarungen wieder nur die ingezüchteten Linien setzt?

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Zum besseren Verständnis des Prinzips liebe ich den Vergleich mit dem Himbeersaft:
Nehmen Sie ein Glas Wasser. Es stellt den gegenwärtigen Stand des Genpools der Maine Coon dar. Sie haben eine Flasche reinen, puren Himbeersirup. Der Sirup ist dick und sehr süss und im reinen Zustand nicht gut zu trinken. Dieser Sirup symbolisiert unsere Foundations. Sie schütten nun etwas von dem Himbeersaft in das Glas Wasser und bekommen ein gutes, erfrischendes Getränk. Nun fügen Sie der fertigen Mischung nochmals ein Glas Wasser hinzu - das Getränk wird nun etwas schal schmecken. Sie fügen dieser Mischung abermals ein Glas Wasser hinzu - jetzt ist das ehemals wohlschmeckende Getränk schon reichlich verwässert - bestenfalls mit einem Schimmer von Farbe darin. Fügen Sie nun dieser Mischung nochmals ein Glas Wasser hinzu, werden Sie vom ursprünglichen puren Saft nichts mehr bemerken. Obwohl der Himbeersaft enthalten ist, die Wirkung des Saftes ist verpufft - verwässert.


Genau das geschieht aber in vielen Zuchten mit den Foundations: sie werden einmal eingekreuzt, und auf das Ergebnis der Verpaarung wird wieder und wieder eine Linienkatze gesetzt - nach der dritten oder vierten Generation ist die Wirkung der Foundation verpufft, und wir sind auf dem gleichen Stand wie zu Beginn unseres Exempels. Der einzige Lichtblick aus diesem Beispiel ist: auf dem Weg zur vierten Generation werden einige (oder viele?) Kitten aus jeder Generation in der Zucht landen und somit zumindest für eine kleine Weile zur Verbesserung der genetischen Vielfalt und der Anhebung der Immunkraft beitragen.

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​Quelle:  http://www.maine-coon-katzen.at/

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